Mikro- und Makroevolution
Mikroevolution
Wie bereits im Abschnitt Selektion und Anpassung beschrieben, entwickelt eine Art im Laufe der Zeit immer bessere Angepasstheiten an ihre Umwelt, wenn die Umweltbedingungen über längere Zeit mehr oder weniger konstant bleiben (stabilisierende Selektion). Ändert sich die Umwelt langsam, so "läuft" die Art der Umwelt sozusagen hinterher, um gut angepasst zu bleiben (transformierende Selektion). Und unter bestimmten Bedingungen kann es auch zu einer divergierenden Selektion kommen.
Diese drei Arten der Selektion werden gern auch als Mikroevolution oder auch "Evolution innerhalb einer Art" bezeichnet. Der Industriemelanismus (Angepasstheit des Birkenspanners an helle bzw. dunkle Birken) ist das Musterbeispiel für Mikroevolution schlechthin.
Die Belege für das Vorkommen von Mikroevolution in der Natur sind so zahlreich, dass selbst eingefleischte Kreationisten die Mikroevolution nicht abstreiten. Bei Drosophila und anderen Insekten-Arten hat man Mikroevolutionsprozesse schon mehrfach experimentell ausgelöst und dokumentiert. Berühmt geworden sind auch die Beobachtungen des Forscherehepaars GRANT an den Galapagos-Finken auf den berühmten Galapagos-Inseln. Bei manchen Finken dauerte die Ausbildung anderer Schnabelformen aufgrund der Veränderung des Nahrungsangebots nur wenige Generationen.
Makroevolution
Unter diesem Begriff versteht man Evolution in größerem Maßstab - vor allem die Bildung von neuen Arten aus Vorgängerarten fällt unter diesen Begriff. Fragestellungen wie zum Beispiel "Stammen Mensch und Schimpanse von einem gemeinsamen Vorfahren ab?" gehören in den Bereich der Makroevolution, ebenso die Frage "Wer waren die Vorfahren der Wale und Delphine?" oder "Stammen alle Landwirbeltiere tatsächlich von Quastenflossern oder Lungenfischen ab?".
Allopatrische Artbildung
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit einem Thema, das zwischen Mikroevolution und Makroevolution liegt. Wir wollen hier der Frage nachgehen, wie neue Arten entstehen können. Die beiden wohl bekanntesten Artbildungsmechanismen sind die allopatrische Artbildung und die sympatrische Artbildung. Auf dieser Seite konzentrieren wir uns auf die allopatrische Artbildung.
Die allopatrische Artbildung verläuft in mehreren Schritten. Zunächst wird eine Population in zwei Teilpopulationen getrennt, und zwar so, dass der Genfluss zwischen den beiden Teilpopulationen unterbrochen wird.
Beide Populationen entwickeln sich nun unabhängig voneinander. In jeder Population treten andere Mutationen auf, und die unterschiedlichen Selektionsdrücke führen schließlich zu einer divergierenden Evolution. Schließlich haben sich die beiden Populationen phänotypisch so weit auseinander entwickelt, dass eine fruchtbare Fortpflanzung zwischen Individuen der beiden Populationen nicht mehr möglich ist: Es haben sich zwei neue Arten gebildet. Einzelheiten dazu finden Sie auf den Spezialseiten "Allopatrische Artbildung" und "Isolationsmechanismen".
Sympatrische Artbildung
Unter diesem Fachbegriff versteht man eine Bildung von zwei Arten, ohne dass vorher eine räumliche Trennung stattgefunden haben muss. Einzelheiten dazu erfahren Sie auf meiner Spezialseite "Sympatrische Artbildung".