Die Carbonylgruppe -C=O kommt in den funktionellen Gruppen der AldehydeAldehyde, Ketone und Carbonsäuren vor. Bei den Aldehyden ist die C=O-Gruppe stets mit einem H-Atom verbunden und mit einem Alkylrest, so wie die folgende Abbildung zeigt:

Bei den Ketonen dagegen ist die Carbonylgruppe mit zwei gleichen oder verschiedenen Alkylresten verbunden, und bei den Carbonsäuren ist die Carbonylgruppe Bestandteil der Carboxygruppe -COOH.
Bau der Carbonylgruppe
Wie man in der Abbildung gut erkennen kann, besteht die Carbonylgruppe aus einem stark elektronegativen O-Atom und einem weniger elektronegativen C-Atom. Das O-Atom ist mit zwei polaren kovalenten Bindungen an das C-Atom gebunden.
Eigenschaften der Carbonylgruppe
Aufgrund der beiden polaren Bindungen verhält sich die Carbonylgruppe wie ein Dipol, was sich dann auf das ganze Molekül auswirken kann.
Für die Schüler der Q1 vielleicht interessant: Die Carbonylgruppe kann leicht von elektrophilen und nucleophilen Stoffen angegriffen werden. Elektrophile Stoffe lagern sich gern an das positiv polarisierte C-Atom an, während sich nucleophile Stoffe gern an das negativ polarisierte O-Atom der Carbonylgruppe anlangern.
Eigenschaften der Aldehyde
Das O-Atom der Aldehydgruppe ist negativ polarisiert und besitzt zudem zwei freie Elektronenpaare, es ist daher in der Lage, Wasserstoffbrücken-Bindungen mit anderen Molekülen zu bilden, zum Beispiel mit Wasser- oder Alkohol-Molekülen. Daher sind die niedermolekularen Aldehyde wie Methanal und Ethanal gut wasserlöslich; bei den höheren Aldehyden überwiegt dann der unpolare Einfluss der Alkylgruppe.
Untereinander können Aldehyde jedoch keine H-Brücken bilden. Das H-Atom der Aldehydgruppe -CHO ist nicht an ein elektronegatives Atom gebunden (N oder O), sondern sitzt an einem C-Atom. Daher kann dieses H-Atom keine H-Brücken mit den O-Atomen eines anderen Aldehyd-Moleküls bilden
Es gibt keine H-Brücken zwischen den Molekülen eines flüssigen Aldehyds. Die einzigen Kräfte, die zwischen diesen Molekülen wirken, sind die schwächeren Dipol-Dipol-Wechselwirkungen.
Hier noch einmal ein Vergleich der drei Typen schwacher chemischer Bindungen, nämlich van-der-Waals-Kräfte, Dipol-Dipol-Kräfte und Wasserstoffbrücken-Bindungen:

Da Aldehyd-Moleküle untereinander keine H-Brücken bilden können, sind die Siedepunkte niedriger als bei den Alkoholen, aber - bedingt durch die polare C=O-Gruppe - wesentlich höher als bei den entsprechenden Alkanen. Höherkettige Aldehyde sind hochviskos, mit zunehmender Kettenlänge werden sie schließlich fest.
Eigenschaften der Ketone
Ketone haben ebenfalls eine Carbonylgruppe, allerdings mitten im Molekül: R1-CO-R2. Es ist also kein H-Atom mit der Carbonylgruppe verbunden. Auch bei den Ketonen kann die polare Carbonylgruppe Dipol-Eigenschaften verursachen, so dass Ketone ähnlich wie Aldehyde höhere Siedepunkte haben als vergleichbare Alkane. Wasserstoffbrücken-Bindungen können Keton-Moleküle untereinander allerdings auch nicht bilden, so dass die Siedepunkte der Ketone niedriger sind als die vergleichbarer Alkohole. Allerdings können Ketone H-Brücken mit Wasser-Molekülen bilden, so dass kurzkettige Ketone wasserlöslich sind. Längerkettige Ketone sind wegen der Alkylgruppen nicht mehr wasserlöslich.