Anaximander

Bereits der griechische Philosoph Anaximander (611-546 vor Christus) machte sich Gedanken über den Ursprung des Lebens. Er meinte, dass Lebewesen aus dem Schlamm entstanden sind, der die Erde ursprünglich bedeckt hat. Als erstes sind die Pflanzen entstanden, dann die Tiere, und schließlich der Mensch. Der Mensch war am Anfang wie ein Fisch geformt, ist dann aber an das Land gegangen.

Das heist also, dass Anaximander der Erste war, der überhaupt eine Art Evolutionsgedanken hatte.

Heraklit

Heraklit von Ephesus (510-450 vor Christus) hatte ebenfalls eine für die Evolutionsbiologie wichtige Idee. "Alles ist im Fluss" ist wohl sein bekanntester Satz. Damit ist gemeint, dass sich alles ständig verändert, dass nichts konstant ist. Auch der Satz "Kämpfen ist Leben" soll von Heraklit stammen.

Von Heraklit könnte man jetzt direkt eine Brücke zu Lamarck schlagen, denn er war der erste "moderne" Wissenschaftler, der von einer kontinuierlichen Veränderung der Lebewesen ausging.

Demokrit

Der griechische Philosoph Demokrit (460-370 vor Christus) ist vor allem für seine Atomhypothese bekannt geworden, nach der alle Materie aus kleinsten unteilbaren Teilchen, den Atomen, bestehen soll.

Seine Bedeutung für die Evolutionsbiologie ist eher allgemeiner Art. Man könnte sagen, Demokrit hat eine materialistische Ansicht zur Entstehung des Universums und des Lebens vertreten, was ja auch noch heute unter den meisten Evolutionsbiologen üblich ist.

Zwischenstand

Die drei genannten griechischen Philosophen vertraten im Grunde eher materialistische Auffassungen von der Entstehung der Lebewesen und entwickelten auch das Konzept von der Veränderlichkeit der Arten. Damit kamen sie der modernen Evolutionsbiologie schon recht nahe.

Plato

Plato (427-347 vor Christus) ruderte dann im Grunde wieder zurück, indem er Ideen in die Evolutionsbiologie einbrachte, die heute noch von den Kreationisten vertreten werden. Plato begründete nämlich die Ideenlehre. Danach sind alle sichtbaren Dinge und auch die Lebewesen nur Schatten oder Abbilder der perfekten Idee. Überliefert ist das Höhlengleichnis.

Ein paar Menschen leben von Kind auf in einer Höhle. Von oben scheint aus der Ferne die Sonne, und ein paar Menschen, die außerhalb der Höhle leben, werfen Schatten auf eine Wand in der Höhle. Die Menschen in der Höhle sehen nur die Schatten, sie haben keine Gelegenheit, aus der Höhle zu entkommen und die "richtigen" Menschen anzusehen. Sie wissen auch nicht, was Schatten sind, da es in der Höhle selbst keine Lichtquelle gibt. Also halten sie die Schatten für echt. In Wirklichkeit sind die dunklen Schemen, die sich auf der Wand bewegen, nur Schatten der echten Menschen. Und so ist es auch mit den Dingen und Lebewesen, die wir täglich sehen. Es sind nur Schatten der wirklichen Dinge und Lebewesen, die uns aber verborgen bleiben, weil auch wir in einer Art Höhle sitzen, aus der wir nicht herauskommen.

So ungefähr ist das Höhlengleichnis von Plato überliefert. Wer mehr dazu wissen will, geht auf die Seite "Das Höhlengleichnis" von Dr. Annette Schlemm.

Wichtig für die Evolutionsbiologie: Die Ideenlehre steht dem Konzept von der Veränderlichkeit der Arten diametral gegenüber.

Nach der Ideenlehre gibt es nicht verschiedene Pferde oder unterschiedliche Pferdearten, sondern alle Pferde sind nur Abbilder des idealen Pferdes. Und das verändert sich nicht. Von hier könnte man jetzt einen direkten Bogen zum Kreationismus schlagen, der ja ebenfalls von der Unveränderlichkeit der Arten ausgeht, oder einen Bogen zu Linné, der die moderne Systematik begründet hat und auch von der Unveränderlichkeit der Arten ausging. Auch für Linné gab es das ideale Pferd. Im Grunde geht auch heute noch jedes Pflanzen- oder Tierbestimmmungsbuch von diesem Konzept aus, dass es "den" Löwenzahn und "die" Wildkatze gibt. Eine Variation innerhalb der Art oder gar eine Weiterentwicklung einer Art hat in dieser Ideenlehre keinen Platz.

Aristoteles

Der wohl bekannteste griechische Philosoph war Aristotels (384-322 vor Christus). Aristotels, der Lehrer von Alexander dem Großen, war ein Schüler Platos. Der wohl wichtigste Beitrag zur Evolutionsbiologie war die Annahme, dass es eine stetige Stufenfolge von niederen zu höheren Lebewesen gibt. Auch gilt Aristotels als Begründer der zoologischen Systematik.

Er untergliederte die Tiere Bluttiere und blutlose Tiere. Die Bluttiere haben alle eine Wirbelsäule, die blutlosen Tiere nicht. Die Bluttiere (Wirbeltiere) unterteilte Aristotels in die Säugetiere, die Vögel, die Amphibien, Reptilien und Fische. Im Grunde ist diese Systematik der Wirbeltiere noch heute gültig, obwohl sie inzwischen natürlich stark verfeinert wurde.

Die blutlosen Tiere (Wirbellose) unterteilte Aristotels in Weichtiere, Kurstentiere (Krebse), Kerbtiere (Insekten) und Schalentiere (Muscheln, Schnecken).

Weitere Einzelheiten hierzu siehe "Historia animalium" in der Wikipedia.

Weitere Forscher der Antike

Nach Aristotels passierte im Grunde nicht mehr viel. Zwar wurde die Pflanzen- und Tierwelt weiter erforscht, besser beschrieben und unterteilt, und auch um den Menschen und seine Organe kümmerte man sich, aber neue Ideen oder Konzepte gab es nach Aristotels in der Antike nicht mehr.

Theophrastus (371-285 vor Christus) schrieb zwei wichtige Bücher über "Ursachen des Pflanzenwuchses" und "Geschichte der Pflanzen", in denen er wichtige noch heute gültige Begriffe wie "Rinde", "Holz", "Blüte", "Frucht" und so weiter definierte.

Plinius (23-79 nach Christus) sammelte das Wissen seiner Zeit in der "Naturalis historia". Das Werk bestand aus 37 Büchern und war die erste Enzyklopädie, die jemals geschrieben wurde. Bis zum Ausbruch der Neuzeit um 1492 war diese Enzyklopädie eine Art "Wikipedia" oder "Google" für die meisten Naturforscher Europas.